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Identität und Völkerbiologie
(Dr. Rolf Kosiek)
Im Grenzbereich von Biologie und Psychologie hat sich in der er
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Pierre-Yves Trémois: Albrecht Dürer
Prägung und Lernen sind weitgehend an die dem Volk wesensgemäße Tradition
gebunden. Richtige, das heißt der Menschenart des Heranwachsenden voll ent-
sprechende Erziehung kann daher nur im Rahmen eines Volkes erfolgen: Das Volk ist aus dem Gesichtswinkel der Verhaltensforschung die für die Erziehung allein richtige Gemeinschaft. Das gilt insbesondere für ein Volk hoher Kultur wie das deutsche mit einer sehr reichen Tradition. Deswegen ist umgekehrt dieTradition auch für ein Volk und seine Kultur so wichtig. Besonders Konrad Lorenz hat aus seinen naturwissenschaftlichen Forschungen zur Verhaltensweise die Tradition als die Voraussetzung jeder hohen Kultur erkannt. Er hat das Abreißenlassen der Tradition als eine der
„Todsünden der zivilisierten Menschheit“ bezeichnet. Die Tradition bedeutet demnach für das geistige Leben einer Kultur dasselbe wie die Erbanlagen für die biologische Substanz. Ohne Tradition gibt es kein Weitergeben und damit kein Weiterleben des geistigen Erbes früherer Generationen. Ohne sie und ihre ent-
lastende Wirkung für Neuschöpfungen kann sich keine Kultur auf ihrer Höhe halten.  
„Wenn die äußeren Sicherungen und Stabilisierungen, die in den festen Traditionen liegen, entfallen und mit abgebaut werden, dann wird unser Verhalten entformt, affektbestimmt, triebhaft, unberechenbar, unzuverlässig… Und wenn man die Stützen wegschlägt, primitivisieren wir sehr schnell.“ (A. Gehlen, Anthropologische Forschung, 1961, S. 59.)
Da allein das Jahrhunderte überdauernde Volk Traditionsgemeinschaft sein kann, ist zur Erhaltung der Überlieferung die Erhaltung des Volksbewußtseins unumgäng-
lich. Erhaltung des Volkes bedeutet Bewahrung seiner Kultur, wie umgekehrt Abbau der Traditionen zur Barbarei, zur Primitivität, zur Unkultur, zur Verunmenschlichung führt. Traditionsverächter sind daher Schrittmacher der Primitivität, Motoren der Barbarei, Vertreter des Inhumanen. Tradition und Volk gehören unverzichtbar zur Würde und Eigenart des Menschen. DieTradition war, worauf Lorenz hinweist (
Die Rückseite des Spiegels, 1973, S. 215), der große evolutionäre Vorteil und zugleich
der große Selektionsdruck, der den Menschen immer mehr von den Tieren trennte.
Die Ergebnisse der Verhaltensforschung bestätigen also die der Biologie wie die
der Tiefenpsychologie in eindrucksvoller Weise und zeigen auf, daß das Volk auch in den instinktiven Bereichen vermöge seines gleichartigen genetischen Sammelbeckens die natürliche und damit sinnvolle Gruppierung von Menschen ist. Aus diesen Ergeb-
nissen der modernen Naturwissenschaft findet der allgemein gültige ‚kategorische Imperativ‘ von E. G. Kolbenheyer seine innere Begründung:  
„Handle so, daß du überzeugt sein kannst, mit deinem Handeln auch dein Bestes und Äußerstes dazu getan zu haben, die Menschenart, aus der du hervorgegangen bist, bestand- und entwicklungsfähig zu erhalten.„ (Die Philosophie der Bauhütte, II, 1952, S. 565).

Aus: Rolf Kosiek, Völker statt ›one World‹. Das Volk im Spiegel der Wissenschaft, 1999, (Von uns zusammengestellt)